Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 111

von Betty | 20.05.2020, 17:13 Uhr

Ihr Lieben,
auch ich hoffe, dass wir keinen „Rückfall“ erleben. Vielleicht bleibt Vieles mehr von „den ungewollten Alltagserfahrungen, auch mit sich selbst“ in Qualität und Quantität übrig (wie z.B. gemeinsames Flötenspielen mit meiner Tochter).

In den letzten Wochen habe ich öfters an ein Rilke-Zitat denken müssen: „Dass etwas schwer ist, muss ein Grund mehr sein, es zu tun.“ Dass „alle nach dem Leichten streben“, macht das Schwere eben nicht leichter. Aber wenn man sich „die vorhandene Dimension von Schwerem bewusst macht, dann wird das Schwere leichter“. Das ist jetzt nicht Rilke, sondern von mir :).
Bleibt alle gesund und bewusst und kreativ denkend
Betty

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 110

von Frieda | 19.05.2020, 15:29 Uhr

Seid alle ganz herzlich gegrüßt,
als ich am Samstag durch die Innenstadt mit dem Rad gefahren bin, da war mir als würde sich die City fast so anfühlen wie vor einem Jahr. Ich freu mich über all das „Wieder-Dürfen“, vom Einkaufen bis hin zum Museum-Bummel oder Bewegungstraining im Fitness-Studio.

Ich möchte so gern ganz optimistisch in die kommende Zeit blicken – und dass dieses merkwürdige, unbekannte Gefühl da irgendwo in mir … sehr bald verschwindet. Ich denke aber, dass es von allen ein der gegenwärtigen Situation entsprechendes Handeln braucht.

Wie ihr mit Eurem sehr eindrücklichen Beispiel mit dem giftigen Wasser im Teich beschrieben habt – wir sollten, das was ist, nicht einfach „wegschieben“. Der scheinbar einfachere Weg führt oft nicht ans ersehnte Ziel. Durchhaltevermögen und einen aktiven gesunden Menschenverstand wünsche ich uns allen, auch mir.
In diesem Sinne
Von Frieda

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 106

von Hanna | 12.05.2020, 17:23 Uhr

Einen fröhlichen Gruß an alle,
nun trau ich mich endlich auch mal. Ich lese nun seit Wochen mit. Und zwar mit sehr viel Spaß und Freude wegen all Eurer klugen, kreativen und spannenden Gedanken und Ideen.

Ich hoffe für uns alle, dass wir noch mehrere ertragreiche Regentage auch in unserer Region haben. Wie Annette schon schrieb, die Pflanzen, die Wälder, Flüsse brauchen den Regen sehr. Und wenn es so wie gestern ordentlich regnet, dann vergeht den „Verschwörungsinfizierten“ schneller das absurde Gerede und Verdrehen von Wirklichkeiten. Bemerkenswert ist aber schon wie regionale Presse und Hörfunk auffallend oft „antisemitischen Sichtweisen und sinnfreien Widerstandsbehauptungen von Corona-Gegnern“ eine Plattform bieten. Wobei schon die Bezeichnung „Corona-Gegner“ absurd ist.

Ich jedenfalls freue mich auf einen Neuanfang des sozialen Lebens in unserer Stadt, selbst wenn es erstmal nur kleine Schritte sind. Und alle, die irgendetwas brauchen (Bücher, Elektronik, Klamotten oder sonst was), bitte vor Ort kaufen, selbst wenn die Online-Klicks so sehr bequem sind. Auch das Eis, die Bratwurst oder das Mitnehm-Essen sind für den Neuanfang wichtig. Wenn es den einzelnen wieder ein Stück besser geht, dann geht es auch der Gemeinschaft besser. Das ist nun mal so.

In diesem Sinne uns allen einen achtsamen, aber fröhlichen Neuanfang
Hanna

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 102

von Tom | 10.05.2020, 17:17 Uhr

Einen guten Sonntagabend allen,
was Frieda schreibt, hab ich in der letzten Zeit öfters erlebt als vor „Corona“.

Ein Teil der Menschen hat sich entwöhnt, wirklich zu hören, zu schmecken, zu riechen. Wie vieles überlagert unbemerkt unsere sinnliche Wahrnehmung. Mit „Musik aus Kopfhörern“ lässt sich nicht gut hören, mit ständigem Blick aufs Smartphone wird so vieles nicht mehr fassbar, mit extremen Parfümen auf der Haut kann man sich nicht mehr riechen; Gewürze, Zucker, Salz, künstliche Aromen, starkes Rauchen lässt unseren Geschmackssinn verkümmern.

Die „nicht gewollte Entschleunigung“ bringt uns mehr Zeit für – ja, für was? Die passende Antwort für mich habe ich noch nicht gefunden, aber ich bin voller Zuversicht.
Die wünsche ich Euch auch
Tom

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 100

von Frieda | 08.05.2020, 15:48 Uhr

Seid alle ganz herzlich gegrüßt,
Ich gehöre nicht zu denen, die alles fotografieren. Aber als ich heute früh an diesem kleinen Teich stand, war ich umgeben von so bizarren Geräuschen, die nur hier, nur in der Natur, nur im Mai hörbar sind. Surren, Zischen, Plätschern, Vogelgezwitscher, Rascheln, Gurgeln, Frösche-Quaken. Mir fehlen Worte, um diese so sinnliche Atmosphäre beschreiben zu können.

Vielleicht auch ein Grund des Fotografierens. Etwas festhalten zu wollen, was leider so nicht festzuhalten ist. Aber trotzdem, ein herzlicher fotografischer Gruß an Euch.
Von Frieda

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 97

von Betty | 05.05.2020, 12:59 Uhr

Ihr Lieben,
mir ist so als würde ich mich für eine lang ersehnte Radtour vorbereiten wollen und das Wetter wechselt ständig von „Sonne mit blauem Himmel“ zu „dunkelschwarzen Gewitter- und Sturmwolken“. Bild meiner geradigen Gefühlslage von „Ja, jetzt geht es los“ zu „Nein, lieber abwarten“. Ich weiß, es geht einigen auch so. Man hängt irgendwie mit „mehr als einem Bein fest“ in der Ungewissheit von möglichen Entwicklungen, die man sehr wenig beeinflussen kann.

Die kreative Beschäftigung hilft wirklich (etwas). Nach dem Herauskramen meiner Flöte ist sie jetzt in aktiver Nutzung. Zu mindestens im Spielen einfacher Kinder-Lieder. Ich muss sagen, ganz so einfach geht das Luft-Holen nicht mehr. Aber meine Familie spricht mit Mut zu und meine Tochter spielt mit. Es ist nicht „aus Mitleid“ wie sie sagt, sondern weil sie Lust hat. Das macht viel mehr Spaß. Und mein Ehrgeiz ist geweckt. Wenn wir Telemanns Flötensonate D-Dur so einigermaßen erträglich anhörbar schaffen (sollten), dann bin ich stolz auf uns beide … „Sonne mit blauen Himmel“ ….
Betty

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 84

von Nadine | 28.04.2020, 13:41 Uhr

Hallo,
mein Name ist Nadine. Ich bin psychologische Psychotherapeutin, Mutter, Feministin, politisch Bewegte … Vor kurzem habe ich für das Sandra Strauß (Glücklicher Montag) ein Statement hinsichtlich der aktuellen Zeit geschrieben. Dabei fragte sie mich nach Tipps und Empfehlungen. Meine Antwort gilt heute vielleicht noch mehr als vor ein paar Wochen und daher möchte ich sie gerne hier mit Euch auf dieser Webseite teilen:

Es gibt sicher eine Menge von Tipps, die ich hier notieren könnte – aber was mir gerade besonders wichtig ist:
Nur Mut! Macht auf Euch aufmerksam! Geht in Kontakt! Überwindet Eure Scham und sprecht andere Menschen an,

  • dann, wenn Ihr Hilfe, Unterstützung oder einfach Gemeinschaft braucht,
  • dann, wenn Ihr denkt, Sie könnten von Eurem Gegenüber benötigt werden,
  • aber auch so… Jemandem zu sagen: „Ich bin da“ ist auch Stärkung, selbst dann, wenn meine Unterstützung nicht nötig wird!

Eine weitere Frage war, was ich mir von meinen Mitmenschen wünschen würde?
Krisen sind Chancen. Wie unter einem Brennglas wird deutlich, was funktioniert und bleiben soll und was einer Veränderung bedarf. Krisen lassen uns erfahren, was wichtig ist und was wir loslassen können, ja vielleicht sogar endlich sollten. Wir alle sind verletzlich – wir alle brauchen andere Menschen, ja andere Lebewesen im weitesten Sinn.

Ich würde mir wünschen, dass uns diese Krisen endlich bewusst werden lassen, dass Kooperation (nicht Konkurrenz), Mitgefühl und Solidarität unersetzbare Grundbausteine sind, ohne die ein Überleben, gleich gar nicht lebenswertes Leben, unmöglich sein wird. Mögen wir diese Grundbausteine, die sich in vielen kleinen und größeren Aktionen, Angeboten,… gerade zeigen, in unseren Herzen verankern und über diese Zeit hinaus pflegen und wachsen lassen…

Krisen sind Chancen und wir tun gut daran, diese Chance zu sehen und zu nutzen, auch wenn wir uns gerade besonders überlastet, belastet, irgendwie schwimmend, verängstigt, … fühlen. Gehen wir nicht in die Resignation, sondern nutzen wir unsere Wahrnehmungen und Emotionen, um notwendige Veränderungen anzugehen!

„Wer sich nicht wehrt, landet am Herd“ gilt heute (wieder) mehr als viele Jahre zuvor! Also notiert, was Euch auffällt – die großen und kleinen Dinge, die Euch ärgern, ausbremsen, zurückwerfen. Wenn Ihr jetzt keine Zeit dafür habt, nehmt Euch diese, eure Notizen später, schreibt an zuständige PolitikerInnen, organisiert Euch, bildet Banden, seid solidarisch!

Es ist eine unglaublich wichtige Zeit! Machen wir unsere Schwierigkeiten, aber auch das, was wir anbieten, einbringen können, sichtbarer – unsere Stimmen hörbarer!
Nadine

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 83

von Frieda | 28.04.2020, 8:23 Uhr

Seid alle ganz herzlich gegrüßt,

von mir ein kleines, aber sehr warmes Zeichen. Die Zeit hat in Moment wirklich ein anderes Maß. Obwohl ich wieder mehr in meinem Büro arbeiten kann, fühlen sich vertraute Räume anders an. Dass jetzt „alles anders sein soll als vor dem Cut” will ich emotional und rational noch nicht in ganzer Dimension zulassen. Den hier schon beschriebenen “Schwebezustand” kenne ich gut, aber ich will mich nicht an dieses Gefühl gewöhnen. Aber ich glaub schon, dass wir Menschen einiges „in unseren Werten neu ausrichten“ müssen – und nicht nur in der Politik oder in der Wirtschaft.

„Das Private ist politisch“ war als Leitgedanke der zweiten Frauenbewegung wichtig – und hat heute durch die Corona-Pandemie eine neue Öffentlichkeit bekommen. Wir brauchen aber noch ein bisschen, damit uns bestimmte Zusammenhänge, die aus der gegenwärtigen Situation resultieren, bewusster werden. Entscheidend wird dabei sein, dass wir diese Erkenntnisse nicht wieder verlieren im Alltäglichen, Auf- und Überholen.

Bleibt bei Euch und in Eurem kreativen Sein
Von Frieda

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 77

von Betty | 23.04.2020, 16:29 Uhr

Ihr Lieben
Ich denke, fast alle Menschen haben im Moment so ein Gefühl von „Unwirklichkeit“. Und wenn man noch Tages-Erfahrungen mit bekannten Menschen machen darf, die man so nie erwartet hätte – dann stellt sich die Frage „Was spült Corona so alles noch an die Oberfläche?“ Mein Gefühl: Ziemlich viel Ambivalentes. Da sind Menschen, die sich sehr hilfsbereit zeigen und tun, dort sind Menschen, die skrupellos nur an sich denken. Die Unangenehmsten sicherlich die, die die Soli-Fahne schwenken und im Fahnen-Wind den eigenen Vorteil wahren wollen. Diese allzu menschliche Eigenschaft ist keine aktuell viriale, sondern eine, die schon vorher da war.

Ich weiß, diese Polaritäten sind nicht neu, aber ich erlebe sie jetzt „krasser“. Vielleicht höre ich jetzt genauer (hin), weil weniger mich umtreibt. Man kommt schon ins Denken über unser Leben, was drüber und was drunter liegt. Frieda schrieb „ … Ich denke, man kann nur Dagegen-Halten durch viel Eigeninitiative, kreative Potentiale reaktivieren oder neue entdecken, Sinnvolles tun und trotzdem die Ernsthaftigkeit gegenwärtiger Situation beachten. … “

Das hat mir einen Schubs gegeben. Auch Eure Mathe- und Grammatik-Tipps „fürs Kind“. Ich reaktiviere jetzt meine verstaubten musikalischen Kenntnisse (10 Jahre Alt-Flöte). Gefunden habe ich sie schon. Seht bitte mein Flöten-Foto. Ich habe mir auch sehr große Mühe gegeben. Mal sehen, wann meine Familie nicht mehr mitmacht – oder aber mitspielt. Ich bin ziemlich neugierig. Ich lasse es Euch wissen.
Betty

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 73

von Franziska | 19.04.2020, 11:23 Uhr

Allen einen herzlichen Sonntag,
ich will mich nicht zu sehr mit dem Virus beschäftigen, aber mehrfach am Tag lese ich die neusten Nachrichten, Zahlen etc. Das ärgert mich sehr! Seit dieser Virus die gesamte Öffentlichkeit beherrscht, habe ich das Gefühl, dass ich mehr Kraft brauche, um kreativ zu sein.

Eure Webseite mit den Einblicken in unterschiedliche kreative Aktivitäten haben mich bestärkt z.B. den Mund-Schutz nach der Anleitung hier zu nähen. Mit der Hand. Ich habe keine Nähmaschine (hatte nie eine) und bin auch nicht sehr talentiert für diese handwerkliche Tätigkeit. Ich habe vier Tage für einen Mund-Schutz gebraucht. Fotografiert habe ich mein Werk nicht. Weil alle (Mann, Tochter, zwei Freundinnen) meinten, meine Qualitäten lägen woanders. Garten haben wir nicht, deshalb konnte die spannenden Tipps von Annette leider nicht ausprobieren. Dass mit der Beinwell-Jauche für unseren Balkon (recht großer) wurde von der Familie abgelehnt. Aber den Tipp mit den Kastanien habe ich heute ausprobiert. Wäsche hängt und ich bin beeindruckt! Die Gänseblümchensalbe von Andrea werde ich unbedingt ausprobieren, mir fehlt im Moment noch das Bienenwachs. Meine Tochter (9 Jahre) meinte, nachdem ich ihr die zauberhaften Geschichten vom orangenen Elefanten, von Mausi und Elefanti, vom Herrn Wackelpudding vorgelesen habe, ich soll doch auch eine Geschichte schreiben. Vielleicht mache ich das. Ich habe schon eine Idee.
Euch allen liebe Grüße
Franziska

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 69

von Tanja | 16.04.2020, 15:29 Uhr

Hallo,
ich bin seit Beginn Eurer Aktion tägliche Online-Besucherin. Ich habe mit viel Freude, Interesse und Begeisterung alles gelesen und bin jeden Tag neugierig auf einen möglichen neuen Eintrag. Dafür allen ein riesiges Dankeschön!

Seit „Corona“ muss ich an Euren Kunstwettbewerb „Frauen 1989“ vom letzten Jahr denken. Da war u.a. ein Zitat: „Die stumm bleiben, werden nicht erhört.“ Das wunderbare Acrylbild zum Zitat von Hille Kamplade „vor meinem inneren Auge“: Eine Krankenschwester mit Mundschutz. Ein Kunstwerk, das bildhaft präzise eine Gesellschaftssituation aufzeigt: Nichts tun, nichts sagen und alles bleibt wie es ist. Diese Metapher galt im Jahr 1989 – und gilt heute unverändert.

Wie wenig soziale Berufe (in denen überwiegend Frauen arbeiten) gesellschaftlich wertgeschätzt werden, rückt erst in der Pandemie-Krise, die alle betrifft, in das öffentliche Bewusstsein. Bemerkenswert die unterschiedlichen Assoziationen „des Mundschutzes“. „Das Ablegen des Mundschutzes“ = Hoffnung auf strukturelle Veränderung: 1989 – nicht mehr stumm sein; 2020 – der Mundschutz wird nicht mehr gebraucht, systemrelevant auch nach der Krise sein? Hoffnung auf mehr strukturelle Gerechtigkeit – die 1989 aktiv gewollt war und die 2020 hoffentlich nicht vergessen wird.
Tanja

P.S.: Wir haben das Bild von Hille Kamplade eingefügt. Und für alle, die jetzt neugierig auf den Kunstwettbewerb “Frauen 1989 – Künstlerinnen* 2019” geworden sind, hier der Link zu diesem Projekt ———->

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 63

von Stephan | 12.04.2020, 14:56 Uhr

Auch von mir einen herzlichen Ostergruß,
Ja – vieles ist 2020 anders als sonst… Kein Urbi et Orbi, kein Osterspaziergang, wie der alte Geheimrat ihn empfahl … Soll ich noch mehr auflisten? Wir jammern mitunter auf sehr hohem “Niveau”… Anderen Menschen geht es wirlich besch….. !!!! Ein Gedicht von Hölderlin fiel mir ein.

Der Frühling

Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
Die Tage kommen blütenreich und milde,
Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen
Vom Himmel abwärts, wo die Tag’ entstehen.

Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
Wie eine Pracht, wo Feste sich verbreiten,
Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele,
So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.

Bleiben wir optimistisch – Euch eine gute Zeit und liebe Grüße
Stephan

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 61

von Tom | 12.04.2020, 14:25 Uhr

Allen einen herzlichen Ostersonntag,
ich komme gerade von einem kleinen Rad-Spaziergang. Es waren überall große und kleine Menschen zu sehen, die sich wie ich in der warmen Sonne wohlfühlten. Ich weiß nicht so genau, warum über „Eingesperrt-Sein“ lamentiert wird. Alle können ihrem Bewegungsbedürfnis nachgehen. Kinder können rennen oder radeln wie der kleine Junge und sein Vater auf dem Fußweg im Leipziger Süden: Der Junge fuhr auf seinem kleinem Rad sehr schnell, der Vater rannte sehr schnell (in sehr gerader Haltung) vor ihm her, begeistert von dem Jungen angefeuert: „Du bist wie eine Rakete, los schneller“. Ich war beeindruckt, wie beide das schnelle Tempo steigerten. Ich habe wirklich überlegt, ob in meinem Bekanntenkreis eine Person ist, mit der ich radfahrend laufend so eine Freude an der eigenen Bewegung teilen könnte. Ich überlege noch.

Euch allen viele (Bewegungs-)Freude in der kommenden Zeit,
gut für das Immunsystem auf jeden Fall.
Mit den besten Wünschen
Tom

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 45

von Amal | 07.04.2020, 12522 Uhr

Ich schicke euch meinen Lieblingstext. Er ist von Khalil Gibran, ein libanesischer Maler, Dichter und Philosoph. Von ihm stammt das berühmte Buch “Der Prophet”. Den Text kenne ich schon eine halbe Ewigkeit – und zitierte ihn immer gerne. Jetzt als Mutter merke ich, so einfach ist das nicht ;-), aber man muss es versuchen…
Fühlt euch umarmt … Amal

Eure Kinder

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.

Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts
noch verweilt es im Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Lasst eure Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 41

von Tom | 05.04.2020, 13:22 Uhr

Einen sonntäglichen Gruß von mir an alle,
die hier mitmachen oder/und wie ich seit gut einer Woche mitlese. Danke an die InitiatorInnen für diese andere Möglichkeit des persönlichen Austausches. Als ich die Gedanken von Frieda las, da stand die Zeit still. Ich musste an Gespräche und Menschen denken, die mir damals so wichtig waren. Ich kann nicht sagen, warum heute ich so wenig Nähe zulasse. Jetzt Zeit nehmen, um darüber nachzusinnen. Eine Telefon-Nummer habe ich schon. Mal sehen.

Danke Euch
Tom

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 24

von Frieda | 31.03.2020, 23:21 Uhr

Seid alle gegrüßt,
ich habe etwas gezögert, ob ich meine Gedanken weiter öffentlich teilen will. Warum es ein Ja geworden ist? Wegen aller Zuschriften hier, wegen Betty, Maria, Martina, Laura, Michi, Clara, Martha, Anna, Annette, Lena, Edda, Kath, Ronny

Ja, ich habe auch weitergedacht. Ein großer Teil der Menschen reden nur noch von der gegenwärtigen Pandemie, erzählt sich, was der eine oder der andere virologische Super-Medien-Star erzählt hat.

Ich habe das Gefühl, viele schalten das Selber-Denken in Bezug auf diese Pandemie ein Stück weit ab und warten, dass der Spuk bald beendet ist. Ich kann mich aus diesem Muster nicht herausnehmen. Aber ich verspüre eine wachsende Auflehnung dagegen. Ich denke, man kann nur Dagegen-Halten durch viel Eigeninitiative, kreative Potentiale reaktivieren oder neue entdecken, Sinnvolles tun und trotzdem die Ernsthaftigkeit gegenwärtiger Situation beachten.

Ich habe mit meiner Freundin in Berlin lange gesprochen. Ich habe ihr erzählt, was mich bewegt und was ich denke, warum ich auch unsere Gespräche anders empfinde als „vor dem Zu-Hause-Sein müssen“. Wir, meine Berliner Freundin und ich, vermeiden es jetzt, dass mediale Pandemie-Ticker unsere Gespräche zu sehr bestimmen. Das macht mich froher, sie auch.

Die Perspektive Eures neuen Aufrufes teile ich sehr. Ich habe schon meine alte Nähmaschine aus der Versenkung geholt. Hoffe, sie geht noch, seit Jahren nicht mehr benutzt (eine alte Veritas). Ansonsten halt mit der Hand. Analog war schon immer.
Frieda

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 22

von Maria | 30.03.2020, 15:15 Uhr

Nun lese ich seit Eurer ersten Info mit sehr viel Interesse und Freude mit. Das Socken-Stopfen finde ich phantastisch, schon wegen der Ressourcen. Aber Handarbeitliches konnte ich noch nie. Knopf annähen ja, Reißverschluss macht für mich der kleine Näh-Reparatur-Laden in meiner Straße.

Danke Frieda und Betty für Eure Zeilen. Ich fand es ermutigend, dass „nicht nur ich so grüblerisch bin“ (das sagt mein Mann immer). Über das Corona-Gedicht von Martina habe ich herzhaft gelacht. Danke. Alle gemalten Bilder finde ich wunderbar, auch die Ideen zu der Geschichte vom orangenen Elefanten und Leo. Was die kleine Laura meinte: „Wir müssen Oma Christine anrufen und mit ihr reden. Damit der orange Elefant hier bleiben kann.“ Da habe ich im Moment ein bisschen schlucken müssen, weil da ein Gefühl und ein Bild in mir waren: „Auch wir Alten“ sind wichtig für unser gesamtes Zusammenleben. „Wir Alten“ sollten das nur nicht selber vergessen.
Beste Grüße Maria

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 13

von Martina | 26.03.2020, 22:19 Uhr

Ich habe gedichtet.

Corona, Corona, Corona-ursprünglich der Kranz,
Heute für viele ein aggressiver Virentanz!
Das Virus fliegt um die Welt und niemand hat’s bestellt.

Toyota eines seiner Autos Corona nennt,
Ob das Virus dieses Auto kennt?
Diese Namensgebung ist lange her
Und kümmert Virus und Fahrer heute nicht mehr.

Dann gibt es die Corona, die sich zum Feiern trifft
Manchmal randaliert und auch mal kifft.
Auf diese Corona jeder gern verzichtet;
Kontaktsperre die Polizei zur Auflösung verpflichtet.

Auf der Welt gibt s mexikanisches Corona Bier,
Das trinkt man auswärts und auch hier.
Alkohol zur Innendesinfektion für manchen von Nutz.
Dieses Bier bietet bei Corona keinen Schutz.

Das spanische Königshaus sich mit diesem Titel schmückt,
ist heute über Corona Viren nicht entzückt.
Spanien unter der Pandemie in Europa leidet,
Deshalb jeder Tourist heute Spanien besser meidet.

Corona heißt in Kalifornien eine Stadt,
Die für ein Produkt beste Bedingungen hat.
Zitronen gedeihen dort besonders gut
Zitronenhauptstadt ist ihr Image und der neue Hut.

Wir sehen Corona für so vieles steht,
Ist mehr, als das, was heute durch die Medien geht.
Corona bringt die Covid 19-Krankheit,
Die niemanden nirgends erfreut.

Doch wenn Angst die Menschen hat im Griff,
Sind sofort Scharlatane und Betrüger mit im Schiff.
Teure Schutzmasken, unnötige Broschüren, Mittel zur Desinfektion,
Sie erfinden Preise in höchster Dimension.

Ein Warnhinweis an die schutzlosen „Alten „
Betrüger haben es abgesehen auf die mit den Falten.
Ob Enkeltrick oder neuer Corona Test, seid auf der Hut, seht es ein,
Laßt niemals Fremde in eure Wohnung rein.

Corona regt die Fantasie an, ohne Frage
Und fördert neue Wortschöpfungen zu Tage.
Für mich völlig neu der Name
im Krankheitsfall die virale Schramme.
Auch Corona Bonds und Virokratie
Ist völlig neu, hörte ich noch nie.

In Krisenzeiten nicht umstritten
Corona fördert neue Sitten.
Wir verabschieden uns heute nicht ohne Grund.
Mit dem Hinweis: und bleiben sie gesund.

Herzlich Martina

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 10

von Betty | 26.03.2020, 9:12 Uhr

Liebe Frieda,
Deine Gedanken beschäftigen mich sehr. Alle befinden sich in einer sehr ambivalenten Situation, weil die gewohnten Tagesabläufe nicht mehr möglich sind. Das verunsichert. Mich auch. Ich versuche meinen Tag zu strukturieren und vor allem, etwas tun, was für mich einen Sinn hat. Ich habe kein Bild von meinen neu sortierten Bücherregalen, sondern ein kleines Gedicht, das meine gegenwärtige Situation ein bisschen spiegelt.
Betty

Im Augenblick
scheinbar schwerelos.
Leichtigkeit im Vergessen.

Im Augenblick
scheinbar erdrückt.
Schwer-Sein im Begreifen.

Im Augenblick
weiter tun wollen.
Hoffnung in Bewegung.

Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 9

von Frieda | 25.03.2020, 13:12 Uhr

Erst mal vielen Dank für Euer Angebot. Als ich es vorgestern gelesen habe, waren zwei Sofort-Impulse in mir. Der erste: Super, da mache ich mit. Der zweite: Wozu? Mitteilen kann ich mich auch mit meinen Leuten per Funk. Aber zurzeit habe ich immer stärker das Gefühl, dass Telefonate leerer werden. Es ist, als würde Substanz fehlen.

Darüber denke ich seit „meinen mehr Zu-Hause-Sein-Müssen“ öfters nach. Das ist auch der Grund, meinem ersten Impuls zu folgen. Erleben wir gerade eine Zeit, in welcher die großen philosophischen Fragen sich in unsere „Hirn-Mitte drängen können“, weil wir viel weniger tun müssen?

Was fehlt denen, die Zu-Hause-Bleiben müssen, am meisten? Ist das Miteinander-Reden per Telefon oder Skype schon immer oberflächlicher als nebeneinander sitzend? Ich habe eine Freundin in Berlin. Wir telefonieren mindesten zweimal in der Woche, wir lachen und weinen telefonisch zusammen, wir tauschen aus, geben einander Tipps, wir stärken uns. Seit sie und ich mehr „Zu-Hause-sein-müssen“ und wir viel mehr Zeit zum Reden haben, ist es „anders“. Arbeit ruht, Kultur ruht, Geselligkeit ruht. Brauchen wir „unsere Arbeit“ viel mehr als wir oft denken? Oder Kultur, kulturelle Teilhabe in öffentlichen Räumen?

Das sind meine ersten aufgeschriebenen „Zuhause-gemachten-Gedanken“. Vielleicht haben andere auch solche… und wollen die gern teilen. Ich denke jedenfalls weiter.


Diesem Baum habe ich gestern Hallo gesagt.
Von Frieda