Lesungen, Vorträge & Filme

Zu den unterschiedlichsten Themenbereichen gibt es in der Frauenkultur Vorträge, Lesungen & Filme aus feministischer Sicht. Es gibt Porträts zu einzelnen Künstler*innen oder zu Frauen*, die in einem historischen Kontext stehen. Und natürlich Autor*innen-Lesungen aller Art. Alle Veranstaltungen bieten die Möglichkeit des Gesprächs zwischen Referent*innen, Künstler*innen und den Besucher*innen.

August 2024

13.08. Zwischen gestern und morgen. 50 Jahre Sonntags-Club e. V.

Dienstag | 18:00 bis 20:30 Uhr

Veranstaltungen im Rahmen des CSD Leipzig unter dem Motto „Wir wählen Vielfalt!“ (09. bis 17. August 2024)

DOK-FILM & GESPRÄCH
mit KATHRIN* SCHULTZ (Regie)

Der Sonntags-Club gilt als älteste Vereinigung für Schwule, Lesben und Transpersonen in der ehemaligen DDR und wurde gemeinsam mit der Vorläufer-Organisation HIB (Homosexuelle Initiative Berlin) im letzten Jahr 50 Jahre alt. In ihrem Film (D 2023, 98 Min.) rekonstruiert Kathrin* Schultz die Geschichte des Sonntags-Clubs. Dieser entwickelte ein erfolgreiches Konzept der Selbstorganisation, schuf eigene politi-sche Strategien und neue Handlungsfelder für queere Lebensläufe im real existierenden Sozialismus, immer unter Überwachung der Stasi. Es kommen zahlreiche Zeitzeug:innen zu Wort, die von diesem oft unbekannten Teil des Lebens in der DDR erzählen. Gewidmet ist der Film Bettina Dziggel – eine lesbische Aktivistin der DDR, die während der Dreharbeiten viel zu früh verstarb.
Förderung des Films durch Landesstelle für Gleichbehandlung Berlin, Bundesstiftung Aufarbeitung und Hannchen Mehrzweck Stiftung.

KATHRIN* SCHULTZ, queere Filmemacherin*, Autorin*, Aktivistin*, lebt mit Kindern alleinerziehend in Berlin; arbeitet bei QUEERHOME Wohnraumberatung für LSBTIQ+ (Träger: Sonntags-Club e.V.) II Eintritt: nach Selbsteinschätzung.

15.08. binär

Donnerstag | 19:00 bis 20:30 Uhr

Veranstaltungen im Rahmen des CSD Leipzig unter dem Motto „Wir wählen Vielfalt!“ (09. bis 17. August 2024)

LESUNG & GESPRÄCH
mit LUISE KAMISEK, Leipzig

Eine Gesellschaft ohne binäre Geschlechterordnung – Utopie oder Chaos?

Als Tille sich in Lofi verliebt, weiß Tille nichts von Lofis Geheimnis: Lofi ist Teil der „Binären Bewegung“, einer Untergrundorganisation, die nach dem Dogma des Zweigeschlechtersystems lebt. Lofi definiert sich als „Frau“, benutzt ausgestorbene Wörter, liest andere Bücher, schaut alte Filme und kann Tille davon überzeugen, ein „Mann“ zu sein. Was für Tille als Experiment startet, wird schon bald zu einem Lebensentwurf mit tiefgreifenden Folgen. …ein hoch aktuelles Roman-Debüt über Identitäten, Diskriminierung und die Grenzen persönlicher Freiheit.

LUISE KAMISEK geboren 1990 in Essen; studierte Politikwissenschaft und Angewandte Ethik in Jena; arbeitet in Leipzig in einer Naturschutzorganisation und als feministische Kampfsporttrainerin. Ihr Debütroman „binär“ erschien 2023.

September 2024

05.09. Señora Pawlowsky. Weg einer Frau zwischen den Ideologien und Kriegen des 20.Jh.

Donnerstag | 19:00 bis 20:30 Uhr

FILM, INPUT & GESPRÄCH
Film: D., 27 Min., deutsch – spanische UT
Mit ANGELIKA SCHLÜTER, Filmemacherin und Autorin, Bremen

Señora Pawlowsky wird 1926 als Deutsche in Barcelona geboren. Bald schon spaltet der Spanische Bürgerkrieg das Land; in Deutschland drängt der Faschismus an die Macht. Ihre Mutter versorgt Exilanten; ihr Vater ist Nationalsozialist. Sie heiratet ihre große Liebe in Oslo – da haben die beiden bereits fünf Kinder. Mit 36 Jahren ist sie Witwe; spricht sechs Sprachen, und um ihre Kinder durchzubringen, gründet sie ein Übersetzungsbüro. Mit 60 Jahren zieht sie in die Pyrenäen in das kleine Dorf Adehuesca und übersetzt Literatur. Ein großes Fest wird gefeiert, Señora Pawlowsky wird 90, aus der ganzen Welt reisen die Freunde und Verwandten an. Sie akzeptiert für sich persönlich keine nationale Identität und lässt am Ende nur eine Lebensmaxime gelten: „Ich bin ein Mensch und damit hat sich’s.“

ANGELIKA SCHLÜTER arbeitet in den Bereichen Film, Hörspiel, Installation und Skulptur. Viele ihrer Arbeiten entstanden inspiriert durch Orte in verschiedenen Ländern Europas. Ihre Arbeiten sind Reflexionen auf das Leben in seiner Vielschichtigkeit und Ambivalenz.

12.09. Transgenerationale Weitergabe von NS-Erziehung

Donnerstag | 18:00 bis 19:30 Uhr

VORTRAG & GESPRÄCH
mit ANJA RÖHL

Über die Kindergeneration, auf die die NS-Erziehung massiv Einfluss nahm, hieß es: “Sie werden nicht mehr frei sein, ihr ganzes Leben lang nicht!” Rund 10 Millionen Kinder, schrieb Erika Mann im Exil 1938, waren der NS-Gewalt-Erziehung völlig ausgeliefert. Kennzeichnend war nicht nur die Mischung aus Angst, Gewalt und Überheblichkeit – sondern auch die emotionale Einsamkeit, die mit Zwangskollektivierung einherging und die Erziehung ‚Tötungswillen‘ begleitete. “Unsere Kinder sollen skrupellos, und eisenhart werden, sie sollen töten lernen”, heißt es an anderer Stelle. Kinder, man bedenke: KINDER! 12 Jahre lang Propaganda und Erziehung in diese Richtung. ‚Kein Pardon, kein Mitleid!‘ Wie hat sich die Traumatisierung und ‚Abrichtung‘ dieser Kinder zu Härte und Grausamkeit auf deren Leben ausgewirkt? Welche Nachinszenierungen wurden an der nächsten Generation vollzogen?

ANJA RÖHL, Sonderpädagogin/freie Autorin, schrieb ein erstes Grundlagenbuch über die Verdrängung einer kollektiven Traumatisierung von Millionen von Kinder-Verschickungen (von der Nachkriegszeit bis in die 1990er Jahre) machte die Thematik einer breiten Öffentlichkeit publik. Als Betroffene gründete sie 2019 mit anderen Betroffenen die Initiative Verschickungskinder und hält Vorträge zum Thema. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen u.a. im Bereich Frühpädagogik, institutionelle Gewalt und transgenerationale Weitergabe von NS-Erziehung.

24.09. Von Mosambik in die DDR: Meine Zeit an der Schule der Freundschaft

Dienstag | 19:00 bis 20:30 Uhr

LESUNG & GESRPÄCH
mit FRANCISCA RAPOSO und INES GODAZGAR

Francisca Raposo, geboren 1968, lebte in einem kleinen mosambikanischen Dorf als eines Tages der Direktor ihrer Schule eine Ankündigung machte, die ihr Leben verändern sollte: Landesweit wurde nach begabten Kindern gesucht, die ihre Schullaufbahn in der DDR fortsetzen durften. 1982 kam sie so an die „Schule der Solidarität“. Was sie in der „Schule der Freundschaft“ erlebte und wie ihr Leben nach dem Ende der DDR weiterging, darüber berichtet Francisca Raposo in ihrem Buch. Godazgar hat Raposo dabei begleitet, ihre Geschichte zu erzählen. In der Veranstaltung gibt sie Einblick in das ungewöhnliche Buchprojekt und wie dieses länderübergreifend gelingen konnte. Raposo lebt in Mosambik und wird per Internet zugeschaltet.
Das Buch wird von der Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker, „herausgegeben.

INES GODAZGAR, geboren 1966, studierte von 1990 bis 1996 Germanistik an der Technischen Universität Braunschweig. Anschließend war sie Autorin für den MDR-Hörfunk und Lokaljournalistin bei der Mitteldeutschen Zeitung in Halle. Seit 2012 ist sie als freie Journalistin mit den Fachgebieten Wissenschaft und DDR-Aufarbeitung tätig. Darüber hinaus hat sie mehrere Bücher zu zeithistorischen Themen veröffentlicht. Sie lebt in Halle (Saale).

Siehe bitte
https://dezentralbild.net/de/protagonists/francisca-raposo/

25.09. Söhne großziehen als Feministin. Ein Streitgespräch mit mir selbst.

Mittwoch | 19:00 bis 21:00 Uhr

LESUNG & GESPRÄCH
mit SHILA BEHJAT

Lässt sich Feminismus mit der Erziehung von Söhnen vereinen? „Ein wichtiges Buch, das wir jetzt brauchen. Weil es ein Türöffner ist.“ (Mithu Sanyal ). Ihren Feminismus hat Shila Behjat durch unzählige Erfahrungen erlernt und sie kämpft für eine Welt, in der Männer nicht länger das Maß aller Dinge sind. Nun ist sie Mutter zweier Söhne – die im Alltag so manches Rollenmuster ins Wanken bringen. Persönlich und ungemein berührend erzählt Behjat anhand ganz alltäglicher Situationen, wie das Leben mit zwei heranwachsenden Jungs ihre feministische Haltung verändert hat – und verortet ihre Erfahrungen und Gedanken in den Debatten unserer Zeit. Auf diese Weise stellt sie sich lange vernachlässigten Fragen der Gleichberechtigung, die nicht nur Eltern, sondern die Gesellschaft als Ganze angehen. Ein konstruktives, selbstkritisches und sehr bewegendes Debüt, das zeigt: Es ist Zeit für ein Streitgespräch – 19.00 Uhrmit uns selbst!

SHILA BEHJAT ist Journalistin und Publizistin mit deutschiranischen Wurzeln. Sie studierte Jura in Hamburg und Paris, war Korrespondentin in London, lebte als freie Journalistin in Indien und berichtete für das Frauenportal Aufeminin.com über Gleichstellung in der EU. Als Kulturredakteurin bei ARTE verantwortet sie nun Dokumentationen und neue Formate. Sie moderiert regelmäßig vor der Kamera und auf Veranstaltungen.