Zu-Hause-Gemachtes | Nr. 31

von Madeleine | 01.04.2020, 17:46 Uhr

Als die Ausgangssperre verordnet wurde, hatte ich zunächst die Befürchtung, mich in den folgenden Wochen vollkommen sozial zu isolieren und dazu noch von Langeweile heimgesucht zu werden. Dieser Gedanke hielt ungefähr zwei Tage lang an, jedoch änderte sich innerhalb dieser kurzer Zeit meine Haltung zur Situation. Ich spürte, wie ich innerlich zur Ruhe kam. Eine solche Gelassenheit und Entspannung hatte ich seit sehr langer Zeit nicht mehr gespürt. Es standen kaum noch Termine an und auch die sonstigen Verabredungen mit Freunden und Bekannten sowie die abendlichen Besuche in der Stammkneipe fielen aus. Was ich anfänglich fürchtete, war nun doch sehr angenehm.

Endlich fand ich wieder mehr Zeit zum Lesen, jedoch nicht ausschließlich von Literatur, die ich für mein Studium lesen muss/soll, sondern vor allem für Bücher, deren Lektüre ich mir schon längst privat zu Gemüte führen wollte. Literatur ist seit meiner Kindheit eine meiner größten Leidenschaften. Die Faszination von schaurigen und phantastischen Geschichten in den Bann gezogen zu werden, hält auch heute noch an.

Gern möchte ich Euch an einem dieser Bücher, welches ich seit der „Zuhause-Zeit“, gelesen habe,
teilhaben lassen. Es handelt sich um den

Young Adult– Fantasieroman „Niemalswelt“ von MARISHA PESSL.

Zum Inhalt
In Niemalswelt geht es um eine junge Frau namens Bee, deren Freund Jim an einem mysteriösen Unfall verstarb. Ein Jahr später entgehen Bee und vier ihrer engsten Freunde nur knapp einem Autounfall. Was die Freunde zunächst jedoch nicht wissen ist, dass der Unfall wirklich passierte und sie sich in einer Zwischenwelt, der Niemalswelt, befinden. Nur einer Person kann es gewährt werden, wieder ins Leben zurückzukehren, während die anderen endgültig sterben. Die Bedingung ist eine gemeinsame Abstimmung, bei der sich die Fünf einstimmig für eine*n Überlebende*n entscheiden müssen. Fortan sind sie in der Zeitschleife gefangen, sodass sich der Tag des Unfalls immer wieder aufs Neue wiederholt.

Aufgrund verschiedener Begebenheiten wird den Freunden klar, dass Jims Unfall der Schlüssel sein muss, um der Niemalswelt zu entkommen, sodass sie beginnen Nachforschungen über seinen Tod anzustellen. Immer tiefer gerät die Gruppe dabei in die dunkle Vergangenheit von Jim und schnell wird klar, dass auch Jede*r von ihnen finstere Geheimnisse verbirgt. Eine düster-spannende Story!

Zunächst brauchte ich einige Zeit, um mich in das Setting und die Figurenkonstellation hineinzufinden, da die ersten Seiten auf mich wie eine öde amerikanische High School-Intrigen-Story wirkten. Dies änderte sich allerdings grundlegend, als die Freunde in der Niemalswelt feststeckten. Durch das zu Tage treten der Geheimnisse jede*r Einzelnen, bekam jede Person eine interessante und individuelle Charakteristik, sodass nicht allein die Protagonistin Bee eine Sympathie-Trägerin blieb.

Besonders begeistert hat mich die Konstruktion der Niemalswelt: Je mehr Geheimnisse die Protagonist*innen lüften, umso brüchiger wird die Welt und umso mehr drängt die Zeit nach einer Abstimmung. Insgesamt hat es der Roman geschafft, mich vollkommen in die Niemalswelt zu transportieren und mit den Charakteren mitfiebern zu lassen. Ohne etwas vom Verlauf der Geschichte zu verraten, kann ich nur sagen, dass mir das Ende des Buches gut gefallen hat.

Marissa Pessl wählte ein geeignetes Ende, bei dem keine Fragen offen bleiben und man als Leser*in das Gefühl hat, dass es zufriedenstellend für alle Romanfiguren ist. Ich empfehle das Buch wärmstens weiter! Die Geschichte zieht die Leser*innen in eine mystische Welt voller Geheimnisse, die es wert sind gelüftet zu werden.

Mit den besten Lese-Wünschen
Madeleine