Text, Bild & Stein: Sie erzählen uns unsere Geschichte. Rückmarsdorf 2023

Formen gesellschaftlichen Zusammenlebens in der Frühgeschichte

…über das Leben von Menschen in der Zeit der Band-Keramik, die vor 7.000 Jahren bereits in Rückmarsdorf ein Zuhause hatten

VORTRAG MIT ERZÄHL-CAFÉ
für alle interessierten Menschen
Mit CHRISTINE RIETZKE, Frauenkultur Leipzig

Anhand von Ton-Scherben, die in Rückmarsdorf gefunden wurden, konnte nachgewiesen werden, dass schon ab 5.000 v.u.Z. Menschen an diesem Ort lebten. Aufgrund der Verzierungen der Scherben wurden sie der sogenannten „Band-Keramik-Kultur“ zugeordnet. Eine der bekanntesten Forscherinnen zu dieser Zeit-Phase ist die litauische Archäologin Marija Gimbutas.

Marija Gimbutas forschte u.a. zum Über-/Leben der Menschen in der Steppe zwischen Kaukasus, Wolga und Ural – wo schon sehr früh Pferde gezähmt und für eine schnelle Weiterbewegung genutzt wurden. Dadurch waren die Menschen viel mobiler. So z.B. konnten die Menschen bei dramatischen Dürren und Wassernot im Kaukasus auf Pferden in Richtung Westen nach neuen Weidegebieten suchen. Durch den notwendigen Ortswechsel verschiedener Volksgruppen zwischen 4.300 und 2.800 v.u.Z. kam es zu gesellschaftlichen Veränderungen in den alt-europäischen landwirtschaftlichen Kulturen. Und diese Veränderung Europas findet sich archäologisch auch in der Band- und Schnur-Keramik-Kultur wieder… auch in Rückmarsdorf.

Wie vor tausenden Jahren sind heute wegen der Zerstörung der Lebensgrundlagen durch den Klimawandel Menschen auf Wanderung. Migrationsbewegungen durch Umweltzerstörungen und Kriege sind die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit. Der Vortrag thematisiert die existenzielle Notwendigkeit des gemeinsamen Handelns der Menschen – in der Frühgeschichte sowie auch im Heute – um solche Krisen bewältigen zu können. Marija Gimbutas und andere Forschende zeigten auch auf, dass das gleichberechtigte Zusammenleben und -arbeiten von Frauen und Männern einer der wesentlichen Gründe für das Überleben/-Können war.

„ … Wenn die Menschen früher in Frieden miteinander leben konnten, ist dies auch in der Zukunft möglich. …” Marija Gimbutas

So., 12. 03. 2023 | 15 – 17 Uhr

Ort: Ortsteilzentrum Rückmarsdorf, Ehrenberger Straße 5a

Frauen-Berufe und Frauen-Alltag im 13. bis 15. Jahrhundert in Mitteleuropa

… und auch zur Zeit der Hexenverfolgungen in der Frühen Neuzeit sowie über deren Folgen, die bis in die Gegenwart hineinreichen

VORTRAG MIT ERZÄHL-CAFÉ
für alle interessierten Menschen
Mit CHRISTINE RIETZKE, Frauenkultur Leipzig

Der Alltag der Menschen im Mittelalter war bis zum 14. Jh. in Mittel- und Westeuropa stark durch den jeweiligen gesellschaftlichen Stand bestimmt. In der Oberschicht wurden Ehen meist geschlossen, um Besitz oder Titel zu vererben. Für das ‚einfache Volk‘ war eine Eheschließung nicht üblich. Es gab zahlreiche Frauen, die allein lebten und sich ihren Unterhalt selbst erarbeiteten. Frauen waren in mehr als 200 bekannten Berufen tätig. Sie konnten als Mägde oder Tagelöhnerin auf dem Bau arbeiten (bis zu 30% der auf dem Bau Arbeitenden waren Frauen, die schon damals geringer entlohnt wurden). Frauen waren unterwegs z.B. als Händlerinnen, Gauklerinnen oder als Marketenderinnen, die kriegerische Heere begleiteten. In Frauenklöstern oder religiösen Laien-Schwesternschaften (wie z.B. den Beginen) erwarben Frauen Wissen und gaben es weiter. Handwerkerinnen organisierten sich in zunftähnlichen Gruppen (vor allem im Textilgewerbe); sie arbeiteten im Metall und Holzhandwerk. Die Verarbeitung von Milch und Käse sowie Backen und Brauen waren Tätigkeiten, die im frühen Mittelalter fast ausschließlich von Frauen betrieben wurden. Und der erste „verbriefte Müller“ in Leipzig war eine Müllerin, die bis 1392 die Mühle in Gohlis betrieb…

Fast alles daran änderte sich mit der Zeit der Hexenverfolgungen (1450 – 1750). In diesem multimedialen Vortrag werden neue Perspektiven auf die Rolle von Frauen im gesellschaftlichen Gefüge in der damaligen Zeit aufgezeigt – auch um zu fragen, wie sich diese bis heute entwickelt hat.

So., 23. 04. 2023 | 15 – 17 Uhr

Ort: Ortsteilzentrum Rückmarsdorf, Ehrenberger Straße 5a