Das Gestern im Heute teilen.
Der vielfältige AKTIONSTAG am 18.09.2024

Mit Film; Podium & Diskussion; thematischen Inputs, Werkstatt, Lecture Performance & Gesprächen zu Lebensentwürfen, Realitäten und Aktivitäten von Frauen* in den Gesellschaftsprozessen vor, während und nach 1989.

Anliegen des Aktionstages: Wahrhaftige, oft kaum erzählte Geschichten zu bewahren – auch als wichtiges & hilfreiches Empowerment für die gegenwärtigen Herausforderungen im Heute. Um die eigene(n) Geschichte(n) zu wissen – generationsübergreifend im Heute zu teilen – ist mit eine Voraussetzung für unsere Zukunft.



Ablauf des Aktionstages „Das Gestern im Heute teilen” || 18.09.2024

10.00 Uhr THEMATISCHER INPUT

Im Jahr 1989 publizierte BEATE LOCKERProbleme der Durchsetzung der Gleichberechtigung im persönlichen Leben junger Frauen: Forschungsbericht zur Studie: Leistung und Lebensweise junger Frauen in der DDR“.

Mit BEATE LOCKER, Kulturwissenschaftlerin, arbeitete bis 1990 am Zentralinstitut für Jugendforschung de DDR

10.30 Uhr FILM
Uferfrauen. Lesbisches L(i)eben in der DDR
Ein Stück unerzählter (ost)deutscher Geschichte wird sichtbar(er). | D 2019

Der Film begleitet sechs lesbische Protagonistinnen, die in Groß- und Kleinstädten in Nord und Süd der DDR lebten. Ein preisgekrönter Film, der vom Alltag jüngerer Frauen erzählt, von Tabus und Unsichtbarkeiten; von unkonventioneller Familienplanung; von Gesetzgebung, die selbstbestimmtes Handeln erschwerte; von selbstgeschaffenen Freiräumen und vom Engagement zur Veränderung. Ein berührender Film, der Generationen miteinander ins Gespräch bringt… und ins weiter Denken.

„Uferfrauen – ein Film der Mut machen will, für sich selbst und ein gleichberechtigtes, freies Leben einzustehen.“ (NDR Kulturjournal)

13.00 Uhr PODIUM & DISKUSSION
Wenn die Gegenwart die Zeit aufhebt.
Mit den Protagonistinnen* des Films „Uferfrauen“, mit der Regisseurin BARBARA WALLBRAUN & jüngeren queeren Aktivistinnen*

Nach der Vorführung dieses berührenden und zahlreiche Fragen aufwerfenden Films sind generationsübergreifende Gespräche und ein offener interaktiver Austausch möglich. Erstmals begegnen sich die Protagonistinnen zu einer öffentlichen Film-Vorführung in einer gemeinsamen Runde. Mit dabei sind quasi „ihre Nachfolgerinnen*“ und die Filmemacherin. Fragen zur „Homosexualität in der DDR” werden gestellt und diskutiert u.a.: Wie lebten marginalisierte Gruppen bzw. lesbische Frauen, die kaum sichtbar waren – und wie leben sie heute?

Die Filmemacherin:
BARBARA WALLBRAUN, geb. 1983 im thüringischen Eichsfeld. Diplom-Studium Kultur- & Medienpädagogik an der FH Merseburg; sie produziert eigene (dokumentarische) Filmprojekte; sammelte praktische Erfahrungen in diversen Fernseh- & Filmproduktionen. Barbara Wallbraun ist Mitbegründerin des Netzwerk Medienpädagogik Sachsen.

Die Protagonistinnen:
CHRISTIANE aus Berlin, [Lebens-]Künstlerin, Gründerin des legendären „Sonntags-Clubs“, dem ersten [zeitversetzt öffentlich genehmigten] Treff für Homosexuelle in Berlin; der noch heute im Prenzlauer Berg existiert. CAROLA lebte bis Anfang der 90er in Dresden, gelernte Journalistin, arbeitet als Krankenpflegerin und ist „freiheitsliebend unterwegs“ nach bedrückenden Erfahrungen als Jugendliche mit dem Elternhaus und dem Rechtssystem der DDR. PAT aus Mecklenburg-Vorpommern; nach ihrer Pädagogikausbildung voller Idealismus Mitarbeiterin in einem Jugendwerkhof; gründete 2021 die „Rostocker Uferfrauen“. ELKE aus Halle (Saale); queere Radiomoderatorin, bis heute Aktivistin für queere Rechte und Sichtbarkeit
SABINE UND GISELA aus Sachsen-Anhalt, leben zu DDR-Zeiten seit den 1970er Jahren offen als lesbisches Paar, zogen gemeinsam ein Kind groß, bauten gemeinsam lange an einem Haus und waren 1989 aktiv unterwegs.

14.30 Uhr INPUT
Die „feministische Seite“ der Friedlichen Revolution von 1989.
Mit FRANZISKA DEUTSCHMANN, Gymnasiallehrerin für Geschichte
und Latein, Vorstand der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft

Feministisch zu agieren – beinhaltet aus unserer Sicht, sich gegen jede Art von Unrecht zu engagieren.
In diesem Kontext müssen gesellschaftlich alle Menschen gleichgestellt mitgedacht werden – auch in Geschichtsaufarbeitung und Geschichtsschreibung. Und in den Gesellschaftsrozessen vor, während und nach 1989 waren engagierte Aktivistinnen* unverzichtbar. Es ist für uns ein unumstrittener Sachverhalt: Ohne Frauen hätte es 1989 keine Revolution gegeben.

Dieser feministische Handlungsansatz tangiert unmittelbar & weitreichend unsere Gegenwart genauso wie unsere Geschichte(n) zu 1989. Einseitige Geschichtserzählungen über die „Friedliche Revolution“ verhindern die erkenntnisbefördernde Vermittlung von kausalen gesellschaftlichen Zusammenhängen. Neben den oft zitierten & abgelichteten männlichen Bürgerrechtlern waren es genauso Frauen*, Lesben, Schwule, ausländische Studierende; people of colour… die die Geschehnisse von 1989 unmittelbar mitbewirkt & mitgetragen haben.

14.45 Uhr WERKSTATT
Was haben Demokratie & Feminismus mit meinem ganz persönlichen Alltags-/Leben zu tun
Mit NADINE BERGER, Psychotheraputin, aktiv bei Psychologists for future
& CHRISTINE RIETZKE, Kulturelle Bildung, Geschäftsführung | Frauenkultur Leipzig

In dieser Werkstatt geht es um unterschiedliche Perspektiven auf das „eigene Alltags-/Leben in einer Demokratie” und um konkrete Konsequenzen – die der Aufhebung von Demokratie folgen. Aber was muss getan werden, damit wir unsere Alltagsselbstverständlichkeiten – die demokratische Strukturen voraussetzen – weiter er-/leben können. Gemeinsam mit den Teilnehmenden werden mögliche Handlungsansätze vorgestellt und diskutiert.

Mittels verschiedener interaktiver und alterspezifischer Rollenspiele werden die Bedeutungen von „Demokratie & Feminismus“ im eigenen, ganz alltäglichen Leben“ thematisiert und erlebbar. Die Teilnehmenden erfahren in der Werkstatt sehr konkret Ermutigung für das eigene demokratische Handeln im „ganz normalen Alltag“ – das für ein solidarisch friedliches Miteinander ohne Hass & Hetze letztendlich in allen Lebensbereichen unverzichtbar ist.

Für die Werkstatt „Demokratie & Feminismus …” bitten wir um Anmeldung bis zum 16.09.2024. Eine spontane Teilnahme ist je nach Anzahl auch noch am 18.09.2024 möglich.

17.00 Uhr LECTURE PERFORMANCE & WERKSTATT
Texte von Frauen 1989. Texte, die die Welt hören muss.
mit ELISA UEBERSCHÄR, Schauspielerin & Performerin

Elisa Ueberschär beschäftigt sich vielfältig rückblickend mit DDR Geschichte(n) und entwickelt Formate, die zwischen Historienarbeit und Zukunftsforschung liegen. So wurden z.B. in ihrer gemeinsamen Performance mit Tanja Krone „30 Stunden Runder Tisch. Ein Happening zur Frauenbewegung 89/90“ am 25./26. Juni 2021 auf dem Leipziger Marktplatz 30 Stunden lang öffentlich Texte der Frauenbewegung in der DDR aus den Jahren 89/90 verlesen… unter dem Motto: „Die Zukunft is unwritten. Aber sie holt sich ALLES aus der Vergangenheit.“

In einer performative Lesung stehen Texte von Frauen 1989 im Fokus… z.B. aus dem Programmentwurf der Fraueninitiative Leipzig | 18.10.89:

„Wir Frauen schauen auf ein Hier und Heute, das gewachsen ist aus einem Gestern, in dem uns Frauen oft genug das öffentliche Wort verboten wurde. Wir wollen lernen, zu diesem Wort für uns und für andere zu finden. Deshalb müssen wir unser Geworden-Sein, unser So-Sein ergründen und uns untereinander verständigen. Also geht es uns zunächst um diese gemeinsame Suche, Reden, Helfen und die kleinen Schritte der Wandlung. […] Daß diese Gesellschaft friedliebend, antifaschistisch und demokratisch organsiert sein muss, sind Grundbedingungen.“

Die Lesung der Texte vermittelt zum einen Inhalte – motiviert aber auch aktivierend die bislang nur Zuhörenden dazu, eigene „Texte, die die Welt hören muss.“ gemeinsam zu formulieren und zu performen. So beginnt nach einer Gesprächs- und Frage-Runde quasi—->

LECTURE PERFORMANCE 2.0
Texte von Frauen 2024, die die Welt hören muss.

… mit der Frage: Haben wir wirklich schon alles gesagt? Wer hat es gehört? Was haben wir noch laut zu sagen, was die Welt hören muss? Alle Anwesenden können einzeln, zusammen, gemeinsam kurze Texte formulieren, die in der LECTURE PERFORMANCE 2.0 | 2024 performt & vorgetragen werden (… von allen, die wollen…).

18.30 Uhr offener Ausklang

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An allen AKTIONSTAG-Modulen kann einzeln teilgenommen werden.

Eine Anmeldung ist nur für die Werkstatt „Demokratie & Feminsmus” bis 16.09.2024 erforderlich. Teilnahme: kostenfrei

Ort: Soziokulturelles Zentrum Frauenkultur Leipzig
Windscheidstr. 51 04277 Leipzig | www.frauenkultur-leipzig.de | 0341 – 2130030

Eine Veranstaltung in kooperativer Zusammenarbeit von Frauenkultur Leipzig und Louise-Otto-Peters-Gesellschaft

Der vielfältige Aktionstag am 18.09.2024 in der Frauenkultur Leipzig findet im Rahmen des Themenjahres 2024 der Stadt Leipzig „35 Jahre Friedliche Revolution“ statt.