Lesungen, Vorträge & Filme
Zu den unterschiedlichsten Themenbereichen gibt es in der Frauenkultur Vorträge, Lesungen & Filme aus feministischer Sicht. Es gibt Porträts zu einzelnen Künstler*innen oder zu Frauen*, die in einem historischen Kontext stehen. Und natürlich Autor*innen-Lesungen aller Art. Alle Veranstaltungen bieten die Möglichkeit des Gesprächs zwischen Referent*innen, Künstler*innen und den Besucher*innen.
Oktober 2025
28.10. Die Pille-essende Frau.

Dienstag | 18:00 bis 20:30 Uhr
VORTRAG & DISKUSSION
Verhütung und Abtreibung im Spannungsfeld von Biopolitik, weiblicher Selbstbestimmung und Eugenik
mit Pro Choice LE
Die Antibabypille gilt gemeinhin als Symbol für die sexuelle Befreiung von Frauen seit den 1960er Jahren. Mit Begriffen wie ‚Geburtenrückgang‘, ‚Gebärstreik‘ oder Sexuelle Revolution verbindet sich die Vorstellung, dass es Frauen erstmals seit dem zweiten Drittel des 20. Jhs. möglich geworden ist, Kinder nur noch unter Prämissen der Selbstbestimmung zu bekommen. Doch Kenntnisse über Methoden der Schwangerschaftsverhütung und Abtreibung gibt es seit Jahrtausenden. Allerdings lag das Verhütungswissen und seine Anwendung in den Händen von Frauen. In Mittel- und Westeuropa setzte erst seit der Frühen Neuzeit im Rahmen der Jagden auf vermeintliche Hexen und einer generellen Patriarchalisierung der Gesellschaft eine Politik der Reglementierung der Hebammen und Weisen Frauen ein.
Im Vortrag wird die gängige Vorstellung über die Antibabypille als ein Instrument der Emanzipation kritisch hinterfragt und historisch eingeordnet: Beginnend im 16. Jh., in dem auf Grundlage der christlichen Sexualmoral die systematische Zerstörung der traditionellen Frauenkultur durch die Obrigkeit einsetze, hin zur Begründung der männlichen Gynäkologie im 18. Jh., die wiederum eine zentrale Rolle für die Etablierung der Rassenhygiene und Eugenik an Universitäten im 19. Jh. spielen sollte: Das Konzept des Gebärzwangs für die einen und des Gebärverbots für die anderen Frauen stand im Zentrum dieser biopolitischen Bewegung, die schließlich auch für die nationalsozialistische Rassen- und Vernichtungspolitik führend wurde. So ist es kein Zufall, dass ausgerechnet Deutschland als Geburtsland der Antibabypille in die Wissenschaftsgeschichte einging. Denn im KZ Auschwitz erprobte der SS-Arzt und Professor für Gynäkologie Carl Clauberg in Kooperation mit dem Pharmaunternehmen Schering AG die hormonelle Sterilisation an Häftlingsfrauen zur generativen Ausrottung der jüdischen Bevölkerung. US-Forscher führten in den 1950er Jahren die Experimente zur hormonellen Unfruchtbarmachung an puertoricanischen Frauen aus der Armutsbevölkerung fort, bis diese Sterilisationsmethode in den 1960er Jahren als Verkaufsschlager der Pharmaindustrie auf den Markt kam und nun unter dem euphemistischen Titel „Antibabypille“ auch von westlichen, zunächst nur verheirateten Frauen mit Erlaubnis des Ehegatten geschluckt werden durfte. Seither geriet die Antibabypille immer wieder wegen ihrer vielen, teils lebensgefährlichen ‚Nebenwirkungen‘ in die Kritik – doch ihre politische Geschichte blieb verdrängt.
Eine Veranstaltung von Pro Choice LE
Di., 28.10.2025 || Einlass 18 Uhr | Beginn 18.30
November 2025
06.11. „Aber ich bitte Euch alle um das Eine: Schämt Euch unser nicht!“

Donnerstag | 18:00 bis 19:30 Uhr
LESUNG & GESPRÄCH
Elisabeth Schumacher im Widerstand der ROTEN KAPELLE
Mit der Autorin KATJA OSTHEIMER
Die Grafikerin Elisabeth Schumacher gehörte zu einem Freundes- und Widerstandskreis in Berlin, den die Gestapo „Rote Kapelle“ nannte. Es war ein Netzwerk, das Informationen an die Alliierten weitergab und nationalsozialistische Verbrechen dokumentierte. Darüber hinaus versuchte Elisabeth Schumacher jüdische Verwandte vor der Verfolgung zu schützen.
KATJA OSTHEIMER wuchs in Leipzig in der Nähe der Elisabeth-Schumacher-Straße auf und wollte mehr über diese Frau erfahren. Es waren zuerst nur einige wenige Lebensdaten zu finden. Die Faszination war aber so groß, dass eine jahrelange Recherche folgte und schließlich ein Buch entstand.
Eintritt: 5,- | 3,- Euro ermäßigt
09.11. Den Toten ehrendes Gedenken und Mahnung für heute

Sonntag | 15:00 bis 15:30 Uhr
MAHNWACHE an den Stolpersteinen
Die Initiativgruppe “Mahnwache und Stolpersteine putzen” veranstaltet diese Aktion anlässlich der Pogromnacht; alljährlich beteiligt sich die Frauenkultur an den folgenden drei Standorten und lädt alle Interessierten ein, mit dazu zu kommen:
Eisenbahnstr. 97: Stolperstein für die Malerin Sofie Schneider. Sie wurde im Januar 1942 nach Riga deportiert.
Neustädter Str.13: Fanny Chaja Mann. Sie stirbt während der „Polenaktion“ am 28. Oktober 1938 noch auf dem Leipziger Bahnhof.
Kochstraße 56: Die Schwestern Erika, Genia und Renate Landwirth sterben nach Abschiebung und Deportation ihrer Eltern in Krakau und Auschwitz im Alter von 2 bis 14 Jahren.
11.11. Warum Freier (fast immer) Männer sind.

Dienstag | 19:00 bis 20:00 Uhr
VORTRAG & DISKUSSION
Über Männlichkeit, Sexualität und Prostitution
mit Prof. Dr. ROLF POHL
Eine aktuelle Anfrage zur Prostitution in Leipzig zeigt: 92,6% der nach dem Prostituiertenschutzgesetz registrierten Prostituierten sind Frauen, rund 69% von ihnen mit Migrationshintergrund. Diese Zahlen erfassen jedoch nur das behördlich bekannte Feld. Studien für Deutschland belegen außerdem: Weniger als 1% der Frauen nehmen sexuelle Dienstleistungen in Anspruch, hingegen haben über 26% der Männer schon mindestens einmal Sex gekauft. Die große Mehrheit der Freier sind also Männer.
Doch warum ist das so? Welche Vorstellungen von Männlichkeit, Weiblichkeit, Sexualität und Macht wirken hier zusammen? Und wie hängen sie mit gesellschaftlichen Normen und struktureller Ungleichheit zusammen? Aus psychoanalytischer und sozialpsychologischer Männlichkeitsforschung lässt sich zeigen, dass Prostitution ein Feld ist, in dem sich Begehren nach dem weiblichen Körper mit Feindseligkeit verschränkt. Diese Verbindung gehört zum unbewussten Fundament von Männlichkeit in hierarchisch-patriarchalen und heteronormativ geprägten Gesellschaften – und ist eine zentrale Quelle geschlechtsspezifischer Gewalt.
Zusammengefasst:
In der Prostitution drückt sich eine sexuelle Gier nach dem weiblichen Körper aus, die Sehnsucht und Feindseligkeit verbindet. Diese Mischung gehört zur unbewussten Grundausstattung von Männlichkeit in Gesellschaften mit einer nach wie vor hierarchischen und hetero-normativen Geschlechterordnung. Sie ist eine der wichtigsten Quellen geschlechtsbezogener Gewalt.
Prof. Dr. ROLF POHL, Sozialpsychologe und bis 2018 Professor am Institut für Soziologie der Universität Hannover, hat diese Dynamiken in seinem Grundlagenwerk „Feindbild Frau. Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen“ untersucht. Darin zeigt er: Männlichkeit basiert oft auf der Objektifizierung von Frauen sowie der Abwehr von Weiblichkeit und Abhängigkeit von Frauen. In der käuflichen Sexualität treten diese Mechanismen besonders klar hervor, denn hier kann sich männliche Macht scheinbar widerspruchsfrei den Körper von Frauen aneignen. Mit dieser Vortrags- und Diskussionsveranstaltung wollen wir die geschlechtsspezifischen Strukturen in der Nachfrage nach Prostitution sichtbar machen – und kritisch zur Diskussion stellen.
Prostitutionskritik Leipzig: Prostitutionskritik Leipzig ist eine linke Gruppe und Zusammenschluss in Leipzig zur Kritik der Prostitution und der gesellschaftlichen Verhältnisse, die Prostitution hervorbringen. Wir stehen ein für Solidarität mit Betroffenen, Kampf gegen Freier und Zuhälter, gegen Patriarchat und Kapital. @prostitutionskritik_le/
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Veranstaltung der Gruppe Prostitutionskritik Leipzig in Kooperation mit Frauenkultur e.V. Leipzig und dem Grassi – Museum für Völkerkunde
Ort: GRASSI – Museum für Völkerkunde, Johannisplatz 5-11, 04103 Leipzig, Treff: Kassenfoyer
20.11. Klima-Kommunismus – Gleichheit in Zeiten der Erderwärmung

Donnerstag | 18:00 bis 20:00 Uhr
LESUNG & DISKUSSION
Mit MILTIADIS OULIOS & Students for Future
Gelesen wird aus dem Buch „Klima-Kommunismus – Gleichheit in Zeiten der Erderwärmung“ von Miltiadis Oulios. Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, wie wir in Zeiten der Klimakrise gerechter und nachhaltiger zusammenleben können, ohne autoritäre Ideen, sondern mit einer neuen Kultur des Teilens. Dafür wollen wir einen Raum öffnen – in dem Menschen gerne über Gerechtigkeit, auch mal wieder über Klimaschutz (was ja zuletzt weniger im Fokus stand) und gesellschaftlichen Wandel ins Gespräch kommen können. || Eintritt nach Selbsteinschätzung
Veranstaltet von Students for Future in Kooperation mit der Frauenkultur Leipzig
24.11. Lesung mit Christina Clemm – Gegen Frauenhass
Montag | 18:00 bis 20:00 Uhr
LESUNG & GESPRÄCH
mit CHRISTINA CLEMM, Anwältin und Autorin
Moderation: SARAH LUTZEMANN
Christina Clemm wird aus ihrem aktuellen Buch „Gegen Frauenhass“ lesen und über eines der drängendsten gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit sprechen: geschlechtsspezifische Gewalt. In ihrem Buch schildert sie eindrucksvoll, wie tief Frauenverachtung in unserer Gesellschaft verwurzelt ist und wie häufig sie ignoriert, verharmlost oder entschuldigt wird. Sie zeigt auf, wie tief patriarchale Gewalt verankert ist und was sich gesellschaftlich und politisch verändern muss. In der Hoffnung auf einen spannenden Austausch wird es nach jedem Lesungsteil Raum für Fragen geben und die Möglichkeit ins Gespräch zu kommen.
Eine Lesung zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, die zum Nachdenken anregt und wichtige Perspektiven auf gesellschaftliche Strukturen und Ungleichheiten eröffnet. Besonders geflüchtete Frauen, Frauen mit prekärem Aufenthaltsstatus, behinderte Frauen oder Transfrauen haben oft erschwerten Zugang zu Schutz und Unterstützung. DaMigra rückt mit ihrem Projekt InGeKom diese Perspektiven in den Mittelpunkt. Weitere Infos zur Lesung und Anmeldung findet ihr —-> hier:
Die Anmeldung erfolgt über folgenden Link —-> hier
Eine Anmeldung zur Teilnahme ist erforderlich.
Veranstaltung in Kooperation des DaMigra-Projekts InGeKom (Intersektionales Zentrum für Gewaltschutz & Kompetenzaufbau) und dem Frauenkultur e.V.