Lesungen, Vorträge & Filme
Zu den unterschiedlichsten Themenbereichen gibt es in der Frauenkultur Vorträge, Lesungen & Filme aus feministischer Sicht. Es gibt Porträts zu einzelnen Künstler*innen oder zu Frauen*, die in einem historischen Kontext stehen. Und natürlich Autor*innen-Lesungen aller Art. Alle Veranstaltungen bieten die Möglichkeit des Gesprächs zwischen Referent*innen, Künstler*innen und den Besucher*innen.
September 2025
02.09. Zwischen Ende & Auf-/Bruch
Dienstag | 17:00 bis 20:00 Uhr
Alltägliches in der Zeit zwischen/vor 1989 und der Umbruchsphase der 1990er Jahre
Regisseurinnen-Gespräch und zwei Filme (1988 und 1992) der Regisseurin HELKE MISSELWITZ
Veranstaltet in Kooperation von Frauenkultur Leipzig, Kinobar Prager Frühling, Louise-Otto-Peters-Gesellschaft und Stiftung Friedliche Revolution
Anlässlich 35 Jahre Einheit beider deutscher Staaten ermöglichen offene kommunikative Räume weitreichende wie auch tief(er)gehende Rückblicke des Verstehens und der Wissensvermittlung. In diesem Bezug haben Perspektiven auf das Leben von Frauen in der DDR und auf das soziale Alltagsgefüge der Gesellschaft in der Umbruchszeit vor und nach 1989 besondere Relevanz. Die Filme der Regisseurin HELKE MISSELWITZ – „Winter adé.“ | Doku DDR 1988 und „Herzsprung.“ | Spielfilm D 1992 – spiegeln das Alltagsleben von Frauen kurz vor und nach 1989. Beide Filme werden jeweils mit thematischer Einführung – und der Frage, wie der eigene Mut gefunden werden kann, Veränderungen mit zu verantworten – im Prager Frühling gezeigt.
HELKE MISSELWITZ geb. 1947 in Zwickau, gehört zu den bedeutendsten Regisseur:innen der DEFA. Sie kam über Umwege zum Film; nach Berufsausbildungen zur Möbeltischlerin und Physiotherapeutin. 1969 ging sie nach Berlin; arbeitete freischaffend beim Fernsehen der DDR; studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg 1978 bis 1982 Regie. Nach ihrem Abschluss arbeite-te sie als freie Autorin und Regisseurin; verdiente ihren Lebensunterhalt als Abräumerin in einer Bahnhofsgaststätte und als Aufsichtskraft in einer Galerie. All dies bedingte auch ihren genauen Blick auf das Leben von Menschen. 1985 bis 1988 war Misselwitz Meisterschülerin bei Regisseur Heiner Carow an der Akademie der Künste der DDR. Bereits in ihrer Studienzeit bewirkte sie viel Aufmerksamkeit durch ihre künstlerische Auseinandersetzung mit nationalsozialistischen Inhalten in den Filmen „Verstecken“ (1979) und „Ein Leben“ (1980).
03.09. Im Gespräch: HELKE MISSELWITZ und GRIT LEMKE

Mittwoch | 17:00 bis 19:30 Uhr
Die Regisseurinnen HELKE MISSELWITZ und GRIT LEMKE im Gespräch
“Für mich war wichtig, in dem Gebilde, aus dem ich komme, ICH zu sagen; wollte mitbestimmen, was ich zukünftig drehe.” (Helke Misselwitz)
HELKE MISSELWITZ gehört zu den bedeutendsten Regisseur:innen der DDR und drehte auch nach 1989 wichtige zeitkritische Filme; u.a. 1992 “Herzsprung” zu wachsendem Rechtsextremismus. Im Gespräch mit GRIT LEMKE, Autorin & Regisseurin der nachfolgenden Generation, erzählen sie von ihrem “So-Geworden-Sein”, den Herausforderungen im männlich dominierten Filmgeschäft, ihren Hoffnungen und dem, was sie als notwendig erachten in dieser Zeit.
Warum entstand der Film „Winter adé“? Dazu sagt die Regisseurin 2019: „Das Bild [von Frauen] in den Zeitungen oder im Fernsehen, das war ein völlig anderes als das, was ich wahrgenommen habe… Die Erfahrungen, die ich gemacht habe, die sah ich nicht gespiegelt.“ Bis in die 1980er Jahre gab es im Filmbetrieb der DDR an wichtigen Positionen nur Männer. Helke Misselwitz gelang als einer der wenigen Regisseur:innen die Fortsetzung ihrer Filmarbeit im wiedervereinten Deutschland. Von 1997 bis 2014 lehrte sie als Professorin für Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg. Ihre Spielfilme liefen auf internationalen Festivals und wurden vielfach prämiert. 2016 erhielt sie den Ehrenpreis der deutschen Filmkritik. Seit 1991 Mitglied der Akademie der Künste, seit 2018 Stellvertretende Direktorin Sektion Film- und Medienkunst.
Das Gespräch wird geführt von GRIT LEMKE. Sie ist Regisseurin der nachfolgenden Generation, geb. 1965 in Spremberg; aufgewachsen in Hoyerswerda; Studium der Kulturwissenschaft, Ethnologie und Literatur in Leipzig, 1999 Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 1991 arbeitet sie für Filmfestivals, langjährig für DOK Leipzig, bis 2017 dort Leiterin des Filmprogramms. Beim FilmFestival Cottbus bis 2022 Leitung der deutsch-sorbischen Sektion „Heimat | Domownja | Domizna“. Ihre Arbeiten u.a.2019 „Gundermann Revier“ (Kinodokumentarfilm, Regie). Grimme Preis Nominierung; 2021 „Kinder von Hoy. Freiheit, Glück und Terror“ (Dokumentarischer Roman). Hans-Fallada-Preis 2024, 2023 „Bei uns hei uns heißt sie Hanka/Pla nas gronje jej Hanka/Pola nas rěka wona Hanka“ (Kinodokumentarfilm, Regie)
Eintritt nach Selbsteinschätzung
04.09. Herzsprung.

Donnerstag | 17:00 bis 19:00 Uhr
Ein tiefgehender Blick auf das Leben zwei Jahre nach der Wiedervereinigung
SPIELFILM
Regie: HELKE MISSELWITZ, D 1992, 87 min.; FSK 12
Einführung: NANE PLEGER, Vorstand Louise-Otto-Peters-Gesellschaft
1992 produzierte HELKE MISSELWITZ mit „Herzsprung” ihren ersten Spielfilm und greift darin die Auseinandersetzungen des radikalen Umbruchs auf – die gekennzeichnet sind von radikalen ökonomischen und ideologischen Veränderungen.
Im Dorf Herzsprung begegnet Johanna einem namenlosen afrodeutschen Reisenden. Alltäglich mit Rassismen konfrontiert, beginnt eine unglückliche Liebesgeschichte. Der Film zeigt eine Gesellschaft im Schockzustand. Misselwitz verzichtet auf klischeehafte Bilder – und stellt die Charaktere vielfältig dar: authentisch und widerstandsfähig, zäh und zart… aber vor allem als aktiv handelnde Subjekte. Die Filmpremiere fand statt zwei Monate nach dem Pogrom auf das Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen – auf ein Wohnheim und seine Bewohner:innen… vietnamesische ehemalige Vertragsarbeiter:innen
Es spielen u.a. Eva-Maria Hagen, Claudia Geisler, Gabriele Gysi, Nino Sandow, Ben Becker | Musik: u.a. von POEMS FOR LAILA
Ort: Kinobar Prager Frühling im Haus der Demokratie, Bernhard-Göring-Straße 152, 04277 Leipzig
Eintritt: 8,50 | 7,- Euro ermäßigt für Schwerbehinderte, in Ausbildung (Schule/Studium) und Leipzig-Pass-Inhaber:innen
09.09. Depression hat nichts Poetisches

Dienstag | 18:00 bis 19:30 Uhr
LESUNG & GESPRÄCH
Mit der Autorin MICKY WEISSBACH
Was passiert, wenn man das Schweigen bricht?
Autorin Micky Weissbach liest aus ihrem Debütbuch über das Leben mit Depression – ehrlich, nahbar, ungeschönt. Ein Abend zum Zuhören, Mitfühlen und Fragen stellen. Über das Schreiben in dunklen Zeiten, das Ringen mit sich selbst und den Mut, sichtbar zu werden.
Eintritt: nach Selbsteinschätzung
25.09. Bis wir frei sind

Donnerstag | 19:00 bis 20:30 Uhr
Im Rahmen der Interkulturellen Wochen
EIN POESIEGESPRÄCH | Spoken Word Poetry
mit LAHYA AUKONGO
Spoken Word trifft auf Heilung, Widerstand und Hoffnung. Tauchen Sie ein in einen Abend voller Worte, die bewegen: Die Autor:in, Spoken-Word-Künstler:in und Aktivist:in Stefanie-Lahya Aukongo lädt zu einem poetischen Gespräch ein – in einen Raum, in dem Sprache nicht nur erzählt, sondern heilt, protestiert und verbindet.
Die Veranstaltung kombiniert kraftvolle Spoken Word Poetry mit einem persönlichen Gespräch über die transformierende Kraft von Poesie. Stefanie-Lahya Aukongo spricht über das Schreiben als Überlebensstrategie, Poesie als politisches Werkzeug und die Bedeutung von verletzlicher Stärke im öffentlichen Raum. Ob autobiografisch, zärtlich, wütend oder visionär – die Texte berühren, fordern heraus und geben Impulse für eine empathischere und gerechtere Gesellschaft.
Eine Einladung zum Lauschen, Nachdenken, Mitfühlen – und vielleicht auch zum Selberschreiben.
Lahya (Stefanie-Lahya Aukongo) ist eine Schwarze intersektional verwobene Künstler:in, deren gesellschaftliche Realitäten sich in all der Kunst und politischen Arbeit widerspiegeln. Zu Lahyas Leben gehören die One World Poetry Night, die Bücher „Kalungas Kind“, „Buchstabengefühle – eine poetische Einmischung“, das E-Book “Sperrlinien“ und vieles mehr. Das Bett von Lahya wohnt in Berlin. @lahya_aukongo
Eintritt: nach Selbsteinschätzung